Das war aber einmal. Wir schreiben ein anderes Jahrtausend, die CW hat eine andere Redaktion. Ich habe den Eindruck, dass sie Marktbeherrschung anders bewertet als noch Anfang der 90er. Warum sollen heute wettbewerbsverhindernde Monopolstrukturen akzeptabler sein als noch vor 20 Jahren? Und wer will ernsthaft bestreiten, dass Microsoft seit Jahren bei Desktop-Betriebssystemen und Bürosoftware eine eindeutig marktbeherrschende Stellung hat - mehr als IBM jemals bei Mainframes.
Die CW-Redaktion der 90er Jahre hätte heute wohl eher eine Serie über Open Office oder Linux gebracht als über die Produkte des heutigen Monopolisten. Auch hat sich diese Redaktion hier nicht durch kommerzielle Argumente leiten lassen. Denn schließlich waren zu ihrer Zeit die Besitzer und Anwender der IBM-Großrechner eine gewichtige, wenn nicht sogar die wichtigste, Lesergruppe.
Denn es ging aus Sicht der damaligen CW-Redaktion um eine "gerechte Sache": für mehr Wettbewerb im IT-Markt zugunsten der Anwender, gegen die Beherrschung eines wesentlichen Teils des IT-Marktes und der damit einhergehenden Behinderung von Innovationen. Wohlgemerkt, das war die Motivation der damaligen CW-Schreiber.
Solch eine "gerechte Sache" kann ich mir auch heute noch vorstellen. In Sachen CW bedeutet das allerdings: Es war einmal.
In der gegenwärtigen Redaktion hat man sich
in Sachen Microsoft-Elaborate wohl eher der nahezu meinungsfreien, vordergründig objektiven Berichterstattung verschrieben. Das ist glücklicherweise nicht überall so, man betrachte nur ihr Engagement zum aktuellen Thema Datenschutz.