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Vista: Eine kurze Geschichte der Zeit" titelte irgendwann vor der Jahreswende ein CW-Redakteur eine kurze Meinungsäußerung. Mir erschließt sich bis heute nicht Sinn oder Ziel dieser Zeilen. Ich verstehe nur, dass hier sich jemand zum Anwalt einer Softwarefirma aus dem regnerischen Nordwesten der USA gegen eine doch so böse Medienwelt berufen fühlt.
Das klingt wie die Verteidigung eines bei einem Fehltritt ertappten Politikers, der nun heftig auf die Presse eindrischt. Das hat aber selten dem armen Sünder genützt.
Dass im vorliegenden Fall ein Medienschaffender seine Kollegen der Märchenproduktion bezichtigt, ist schon bemerkenswert. Ich kann mich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor die unter "Eine Chronik" zitierten Artikel der eigenen Redaktion entweder nicht gelesen oder nicht verstanden hat. Denn unter dem Titel "
Microsoft blamiert sich mit Vista" findet man eine weitere "Chronik", die die Geschichte der Terminverschiebungen für Vista bis Anfang 2006 allgemein verständlich dokumentiert.
Der Autor der "Vista-Geschichte" dampft dagegen die betrachtete Zeit auf ein Drittel zusammen: hier beginnt sie erst Mitte 2005, während die ersten Ankündigungsturbulenzen bereits mit dem April 2002 begannen.
Als hätte Stephen Hawking seine "kurze Geschichte der Zeit" vor weniger als 5 Milliarden Jahren beginnen lassen, als Sterne und Galaxien sich bereits herausgebildet hatten. Aber ohne Urknall, "Inflation", die "Dark Ages" und die Periode der Entstehung von Sternen, Planeten und Galaxien können wir unser gegenwärtiges Universum kaum erklären und würden daher vollkommen falsche Schlüsse ziehen.
So geschehen durch die verkürzte "Vista-Geschichte". Der falsche Schluss: Armes, verkanntes Microsoft - böse, ungerechte Medien und Analysten. Mir kommen die Tränen!
Das war nicht das erste Mal, dass sich ein CW-Redakteur - ich hoffe doch unaufgefordert - zum Advokaten Microsofts aufschwingt. Auch wenn ich mir hier und da ein wenig mehr kritische Distanz zum Monopolisten aus Redmond gewünscht hätte, halte ich die CW in dieser Sache letztendlich für ausgeglichen. Ich erinnere mich allerdings noch an Zeiten, in denen die CW eindeutig Position gegen einen anderen Monopolisten bezogen hatte.
Für MS-Kunden mit Software-Assurance ist die Verschiebung der Verfügbarkeitstermine für den XP-Nachfolger von Ende 2003 über 2005 auf Ende 2006 auf jeden Fall ein Ärgernis. Denn sie haben mehr als 5 Jahre aus dem relativ teuren Wartungsvertrag kaum Gegenleistung erhalten. Das ist natürlich auch MS aufgefallen.
Das war aber einmal. Wir schreiben ein anderes Jahrtausend, die CW hat eine andere Redaktion. Ich habe den Eindruck, dass sie Marktbeherrschung anders bewertet als noch Anfang der 90er. Warum sollen heute wettbewerbsverhindernde Monopolstrukturen akzeptab
Aufgenommen: May 28, 17:29