Nach nun mehr als 30 Jahren ergab sich die Gelegenheit, mich wieder intensiver mit den Grundlagen der Mathematik zu beschäftigen. Der Mathe-Kurs für Informatiker im ersten Semester erinnert natürlich sehr an des 1.Semester eines Mathematikers: Mengenlehre, ein wenig Algebra, schon mehr Lineare Algebra und natürlich die Anfänge der Analysis.
Für mich ist das mehr als nur eine Wiederholung. Lineare Algebra macht mir heute wesentlich mehr Spaß als zu Beginn meines Studiums. Das gleiche gilt für die Algebra. Meine Zuneigung zu ihr habe ich ja erst im Hauptstudium entdeckt. Dazu war der richtige "Lehrer" nötig.
Heute ist es für mich wesentlich einfacher, mathematische Probleme zu lösen. Das liegt nicht nur daran, dass ich eine komplette Mathe-Ausbildung genossen habe. Ich habe auch noch APL zur Unterstütztung. Die öde Rechnerei zu Fuß ist passe. So ist das Produkt von Matrizen mit der Eingabe von nur fünf Zeichen zu berechnen, die Inverse benötigt gar nur zwei. Und das ohne jegliche eigene Programmierung.
Ebenso wenig stellt die Berechnung von Eigenwerten und -vektoren eine zeitraubende Aufgabe dar. APL hilft dem Mathematiker sich mit den wesentlichen Dingen zu beschäftigen.
Aber während des Studiums wurde mir APL als Hilfsmittel vorenthalten. Statt dessen musste ich Fortran lernen und Programmieraufgaben mit selbiger Primitivsprache bearbeiten. Das grenzte an Folter. Ich habe mich damals schon - ohne APL zu kennen - der Quälerei verweigert.
Ich habe nie verstanden, warum ich mich auf das Niveau einer dummen Maschine herabbegeben sollte. APL geht den umgekehrten Weg. Fortran war mir keine Hilfe beim Verstehen mathematischer Konzepte, eher eine zusätzliche, nicht wirklich notwendige Last.
Es bedarf keiner großen Fantasie, was mir APL in den letzten Semester hätte helfen können. Möglicherweise hätte ich damit Diagrammjadgen in Kategorien programmieren können oder gar simpliziale Komplexe oder Gruppen in Moduln auflösen. Wie Letzteres funktioniert, wurde auf der APL-Konferenz 1982 in Heidelberg gezeigt.