Auf der Suche nach meinem ersten APL-Buch habe ich einige sehr alte CW-Artikel zu APL gefunden. Ende 1981, wahrscheinlich im November, lieh ich mir zur Vorbereitung auf meinen Job als Systemanalytiker "APL 1" von Wolfgang Janko in der UB Düsseldorf aus. Das Buch musste ich natürlich wieder zurückgeben, den gelesenen Stoff habe ich behalten.
Das Buch habe ich in der Zwischenzeit nicht mehr in der Hand gehabt. Nach 25 Jahren meine ich, dass es mir fehlt. Also googlete ich nach "Janko APL" und fand einen CW-Artikel aus dem Jahre 1982. APL und 1982, da war doch was? Tatsächlich tanzte in diesem Jahr der APL-Kongress in Heidelberg und Janko war der Vortänzer. In besagtem Artikel kamen also anlässlich dieses Ereignisses einige Mitglieder des Organisationskommitees zu Worte.
Und dabei kamen interessante Aussagen heraus. Ich zitiere aus dem CW-Artikel "
APL als Sprache für Manager entdeckt", übrigens ein Titel, der zum Lästern geradezu auffordert.
"APL, benannt nach dem vor 20 Jahren erschienenen Buch "A Programming Language" von Kenneth E. Iverson, hat nach Überzeugung der Kongreßveranstalter Zukunft."
Das können wir heute nach 24 Jahren beurteilen. Ich bin überzeugt, dass APL immer noch eine Zukunft haben müsste, wenn die IT-Menschheit einigermaßen vernünftig strukturiert wäre.
"Organization Committee Chairman Dr. Claus O. Köhler vom Heidelberger Krebsforschungszentrum stellte in den Vordergrund, daß APL durch das programmiererlose Entwickeln von Applikationen kleine und mittlere Unternehmen kostenmäßig und personell entlaste."
Dem mag wohl so sein (und ich bin weiterhin auch davon überzeugt), aber diese Unternehmen und ihre Softwareanbieter haben dies nun mal nicht erkannt. Niemand behauptet hier, dass wir uns stets rational verhalten.
"Komitee-Mitglied Professor Dr. Walter Augsburger von der Mannheimer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft stellte bei der überwiegenden Zahl der Hersteller einen Bewußtseinswandel gegenüber APL hin zum Positiven fest."
Mag sein. Dieser Wandel hat sich allerdings danach in die entgegengesetzte Richtung orientiert, und IBM hat daran wesentlichen Anteil gehabt. Auch hier hat sich rückblickend die Welt für APL nicht so entwickelt, wie es die Kongressorganisatoren vorhersehen wollten.
"Über 600 Teilnehmer aus 23 Ländern waren nach Heidelberg gekommen. In optimistischen Prognosen war zuvor mit 450 Teilnehmern gerechnet worden. Aus Deutschland kamen 237, aus USA 91, aus Großbritannien und Frankreich jeweils rund 50 APL-Interessierte."
Das waren noch Zeiten!
Leider hat die große Mehrheit der IT-Schaffenden die Vorteile, die uns APL bietet, nicht erkennen und nutzen können. Dies ist nicht nur der dominierenden Ignoranz vieler APL-Kritiker und IT-Entscheider zu verdanken. Die APL-Gemeinde muss sich auch selbst an die eigene Nase fassen.
Doch zurück zum Titel. Gleich im ersten Satz des Artikels wird er erklärt mit
"Die Manager in multinationalen und Großkonzernen bedienen sich in zunehmendem Maße der Programmiersprache APL. "
War das als Thema für APL82 gedacht? Wenn ja, so war das verfehlt. Es ist eine nette Vorstellung sich Josef Ackermann über seine APL-Tastatur gebeugt vorzustellen, wilde finanzmathematische Formeln einhackernd.
Ein wenig mehr APL hätte allerdings in der Zwischenzeit unsere Managerzunft vor der einen oder anderen Fehlentscheidung bewahrt.
"Eine, der Erfahrungen, die ich hierbei machen konnte, besteht in der Erkenntnis, daß das Verständnis von APL höhere intellektuelle Anforderungen stellt als das Verständnis anderer Sprachen." Das mein Wolfgang Janko, ein veritabler Professor und Buch
Aufgenommen: Nov 24, 18:02